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Maria Soxbo, Chronik nr 1.

2021 haben wir die etablierte und preisgekrönte Journalistin und Autorin Maria Soxbo dazu eingeladen, die Nachhaltigkeitsfrage gemeinsam mit uns in den Vordergrund zu stellen – auf eine moderne Weise, die Interesse weckt. Wir denken, dass der erste Schritt darin besteht, dahin gehendes Bewusstsein zu schaffen, um danach gedanklich zu reifen und in langfristige Handlungen umgesetzt zu werden. Wenn Maria zu diesem Thema Stellung nimmt, gelingt es uns hoffentlich, sowohl die Vernunft anzusprechen als auch zu Taten zu motivieren.

„Wie kann man als Handelsmarke in der heutigen Zeit an die Nachhaltigkeitsfrage herangehen, ohne sich allzu sehr in Details zu verlieren oder zu abstrakt und ungreifbar zu werden? Was spielt dabei eine Schlüsselrolle? Eine notwendige Routine – und wann ist es vielmehr eine Idee oder gar gänzlich eine Vision? Für uns bei LINUM geht es darum, auf eine so durchdachte und ausgearbeitete Weise wie möglich ein Produkt aus Naturmaterialien zu entwickeln, das dann über Generationen verwendet werden kann. Wir möchten dazu ermuntern, ein Tischtuch oder Vorhänge häufig zu gebrauchen. Doch nach Jahren der Anwendung sollen diese von einem jüngeren Mitglied der Familie, Bekannten oder Freund übernommen werden können. Wir glauben an das Schaffen zeitloser Modelle von hoher Qualität, deren Ausdruck über lange Zeit hinweg Bestand hat. Unsere Kissenhüllen, Tagesdecken oder Sitzkissen sollen heute ebenso beliebt sein wie morgen.

Wir hoffen, dass es uns mithilfe der renommierten Autorin Maria Soxbo gelingt, 2021 über eine regelmäßige Artikelserie eine offene Debatte über Nachhaltigkeit ins Leben zu rufen, die von einem Willen und einer Ambition für langfristiges Denken geprägt ist. Viel Freude beim Lesen!“

Charlotta Dahlqvist, COO LINUM

 

Maria Soxbo ist Journalistin, Autorin und Mitbegründerin von Klimatklubben

Was macht ein Zuhause aus?

Sind es wirklich die straff designten Küchenstühle, die strahlend weißen und flauschigen Decken auf dem Bett oder der perfekte Farbton an den Wohnzimmerwänden, die dafür sorgen, dass es sich bei deiner Unterkunft nicht nur um ein Dach über dem Kopf handelt, sondern du dich darin wie zu Hause fühlst? Ich glaube nicht. Denn wäre das behagliche Gefühl eines Zuhauses davon abhängig, wie einwandfrei, trendig und Instagram-tauglich die Einrichtung gestaltet ist, würden auch viele Hotelzimmer, Cafés und Modeboutiquen den dafür notwendigen Kriterien entsprechen.

Ein Zuhause sagt ohne seine Bewohner gar nichts aus. Eine Unterkunft ist eine Hülle, in der eine Reihe an Funktionen erfüllt werden sollen – die Essenszubereitung, die Entspannung, der Schlaf und die persönliche Hygiene. Sie kann sich auf einer Insel, einem Berggipfel oder mitten im Stadtkern befinden. Die Unterkunft kann außerdem winzig oder riesengroß sein, in einem Altbau oder Neubau untergebracht sein und eine offene Raumgestaltung oder eine Fülle an Ecken und Schlupfwinkeln bieten. Doch erst, wenn Menschen die Unterkunft mit Leben füllen, wird sie zu dem, was wir unter einem Zuhause verstehen. Nicht die Küche ist das Herz des Hauses, es ist der Mensch selbst, der dessen Herz ausmacht – sowie dessen Seele, Gemütlichkeit, Fürsorge, Liebe und Lebendigkeit.

Ob ein und dieselbe Unterkunft als leblos, stilvoll, protzig oder schön empfunden wird, beruht darauf, von wem sie bewohnt wird. Ein von Elend geprägtes Leben wird für einen tragischen Eindruck in einem Zuhause sorgen, ebenso wie ein Leben im Überfluss seine Spuren hinterlässt. Und auf der Skala dazwischen sind alle wir anderen zu finden. Wir mit normalem Einkommen und gewöhnlichem Leben. Einige von uns nehmen die Einrichtung für das Auge ebenso vor wie für die Seele. Andere wiederum legen mehr Wert darauf, was im Zuhause vorgeht, als darauf, von welchen Farbtönen der Alltag eingerahmt wird oder welche Formensprache gesprochen wird. Verschüttetes, Unordnung und herumliegende Strümpfe werden durch Lachen, Gesellschaftsspiele und entspannte Sonntage auf dem Sofa kompensiert. Das eine ist nicht richtiger als das andere, solange die Menschen und ihr Leben eine zentrale Rolle spielen dürfen. Womöglich vergessen wir das manchmal?

Ein Zuhause lässt uns nicht glücklicher werden, nur weil es sich mit dem von anderen messen kann. Ein Zuhause macht uns dann glücklicher, wenn wir unser Leben darin genießen können, anstatt es kritisch zu betrachten. Und damit wir das tun können, müssen wir darauf vertrauen, dass die Dinge, die wir einst mit Sorgfalt ausgewählt haben, in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren genauso passend für uns sind. Dass wir uns nicht ständig modernisieren und auf dem Laufenden halten müssen, sondern das geliebte Sofa ein Lebensbegleiter ist, der es verdient hat, gepflegt zu werden – und nicht ausgetauscht. Ein Zuhause wird während eines ganzen Lebens geformt, nicht einmal pro Jahreszeit.

Nachhaltigkeit ist heute in aller Munde – und mit ebenso vielen Interpretationen davon. Wenn es sich bei einem Zuhause also um einen Ort handelt, an dem der Mensch im Zentrum steht, was ist dann ein nachhaltiges Zuhause? Ich würde sagen, dass es sich dabei in vielerlei Hinsicht um ein und dasselbe handelt. Es ist ein Zuhause, in dem Erbstücke erhalten bleiben, wo es eine Fülle an Fundstücken vom Flohmarkt gibt, wo das Leben sich abzeichnen darf und die Jahresringe deutlich erkennbar sind. Wo Bedürfnisse einem Begehren vorangestellt werden – und das Begehren durch Kreativität und Wiederverwendung anstatt durch neue Konsumgüter gestillt wird. Wo nicht nur Menschen, sondern auch Dinge liebevoll behandelt werden, auf die man achtgibt und sie hegt und pflegt und repariert. Wo eine Lampe in unseren Augen auch dann weiterhin als schön gilt, wenn die Algorithmen von Instagram uns mit gänzlich anderen Formen und Farben überhäufen. Wenn es außerdem wichtiger ist, dass die Lampe eben für Licht sorgt, als wie sie aussieht, was sie gekostet hat und wie viele Likes sie erhält. Wo wir unserem eigenen Geschmack vertrauen und unser Leben genießen, anstatt uns darüber Gedanken zu machen, wie die anderen ihr Leben gestalten.

Ein Zuhause kann durchaus über straff designte Küchenstühle, flauschige Decken und perfekt abgestimmte Farbtöne an den Wänden verfügen, solange sich darin auch Menschen, Liebe, Essen, Lachen, Sorgen und Unordnung befinden. Denn ein Zuhause ohne Stühle, flauschige Decken und Farbkombinationen kann dennoch als wohnlich und gemütlich empfunden werden. Stell den Menschen in den Vordergrund, vertrau deinem Bauchgefühl und tausche Erneuerung und Veränderung in Freude ein. Dann hast du ein Zuhause. Willkommen!

Maria Soxbo ist Journalistin, Autorin und Mitbegründerin von Klimatklubben, einer Plattform für Nachhaltigkeit. Als Einrichtungsbloggerin sattelte sie auf Greenfluencerin um, damit sie stattdessen mehr Menschen Inspiration für die Vorteile einer nachhaltigen Lebensweise geben kann. Sie ist davon überzeugt, dass es den meisten von uns besser damit gehen würde, ein Leben im Rahmen der Grenzen unseres Planeten zu führen, anstatt in einem sich heutzutage schnell drehenden Hamsterrad das Konto und die mentale Gesundheit zu belasten. Gemeinsam mit Emma Sundh betreibt sie auch den Podcast Plan-B, bei dem es um das gute Leben nach der Umstellung geht. Maria hat in Eigenregie und gemeinsam mit anderen insgesamt sechs Bücher über Klima, Nachhaltigkeit und Umstellung geschrieben. 2021 landete sie auf Platz 25 der Liste von Schwedens 101 nachhaltigsten Personen.

@mariasoxbo.se
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