Lotta Gray ist eine in Stockholm lebende Journalistin und Schriftstellerin, deren Texte seit mehreren Jahrzehnten in den schwedischen Medien veröffentlicht werden. Lotta schreibt außerdem den mit Preisen ausgezeichneten Blog Vimmelmamman in Damernas Värld, einer der ältesten Frauenzeitschriften Schwedens. 2017 kam ihr Debütroman „Himlen kan vänta“ (Der Himmel kann warten) heraus, in dem es unter anderem um ihren eigenen Kampf gegen Krebs geht.
„Sie sind unsere Kunden, aber auch unsere Follower und Leser. Für uns bedeuten Sie alles. Ohne Sie gäbe es uns nicht. Daher haben wir es uns zur wichtigen Aufgabe gemacht, in neuen Bahnen zu denken und mit viel Kreativität abwechslungsreiche Inhalte für Sie zu erstellen, die Ihnen Freude bereiten und auch von Nutzen für Sie sein sollen. Wir arbeiten mit den besten Stylisten und Fotografen zusammen, aber auch mit weiteren kreativen Frauen und Männern, die unserer Meinung nach etwas Interessantes zu bieten haben. Im Laufe des Jahres haben wir daher die Künstlerinnen Elisabeth Biström, Josefin Tolstoy und Cajsa Wessberg sowie die Klimajournalistin und Verfasserin Maria Soxbo und den Chefredakteur Jesper Tillberg um Beiträge gebeten. Wir haben Guides und Anleitungen herausgegeben, um das Aufhängen von Gardinen, das Decken des Tisches oder das Bettenmachen zu erleichtern, und wir haben Menschen zu Hause besucht, um zu sehen, wie unsere Marke außerhalb unseres Onlineshops zum Leben erwacht.
Im Zusammengang damit, dass wir PAOLO im Herbst in eigener Regie wieder herausbringen, wollen wir Ihnen nun einen weiteren Beitrag bieten. Wir baten die Journalistin und Schriftstellerin Lotta Gray, unsere Tagesdecke PICCOLO in Form eines belletristischen Texts zu interpretieren. Wir sehen selbst, dass unsere Produkte über mehrere Generationen verwendet werden, daher verstehen wir auch, dass es viele Geschichten rund um sie zu erzählen gibt. Lottas Text ist fiktiv, er könnte jedoch genauso gut wahr sein. Haben auch Sie eine Geschichte, in der LINUM eine Rolle spielt? Schreiben Sie uns einfach, wir möchten Ihre Geschichte gerne erfahren und wer weiß, vielleicht sogar gerade Ihre Interpretation veröffentlichen.”
Charlotta Dahlqvist, COO LINUM
Es war im Jahr 1989. Ich erinnere mich sehr deutlich daran, es war eine Zeit, in der in meinem Leben fast nur Chaos herrschte. Ich zog oft um und schlief bei Freunden auf dem Sofa, hatte einen Nebenjob im Supermarkt an der Ecke Hornsgatan/Götgatan in Stockholm und am Ende des Geldes war immer zu viel Monat übrig.
Es war eigentlich eine sehr chaotische Zeit, in der man als junge Erwachsene einen Platz in der Gesellschaft finden sollte und sich die Vorstellungen über das Leben junger Leute vermischten mit Anforderungen, Erwartungen und einem Leben in vorherbestimmten Bahnen. All das, was ich verabscheute. Ich blieb nie bei irgendetwas, alles wurde einfach verbraucht. Freunde, Partner, Kollegen und oberflächliche Bekanntschaften. Alles, aber auch wirklich alles, wurde die ganze Zeit ausgetauscht, in einem rasenden Tempo.
Doch etwas gab es, das in all diesen Jahren auf dem Weg des Erwachsenwerdens, des Elternseins Bestand hatte, und nun, wo ich älter werde, immer noch Bestand hat. Das sehe ich sehr deutlich. Wie sehr ich mein riesiges Kuscheltuch aus graublauem Samt festgehalten habe, das all meine Höhen und Tiefen miterlebt hat. Eine Tagesdecke, die im Lauf der Zeit so weich und anschmiegsam geworden ist, dass man sie unmöglich weggeben kann, voller Erinnerungen, Ereignisse und Begebenheiten.
Ich bekam sie von einer Freundin, die in meine kleine Einzimmerwohnung einzog, als wir ungefähr 25 Jahre alt waren. Ich hatte fast keine Bettwäsche, doch sie kam mit zwei großen Taschen voller Wäsche und mit einer großen Tagesdecke. Die Decke war irgendwie unterfüttert, mit einem gesteppten Karomuster, und ich erinnere mich, dass sie weich war und dass ich oft in diesem Meer aus Weichheit landete, wenn meine Freundin nicht zu Hause war. Dann legte ich mich häufig auf das Schlafsofa im Flur, auf diese hubbelige, große Tagesdecke, als ob wir einen heimlichen Pakt miteinander geschlossen hätten.
Als sie später vergaß, das Ding mitzunehmen, machte das überhaupt nichts. Ich sagte nichts, erinnerte sie nicht und erwähnte die Decke nicht, wenn wir uns in Kneipen oder bei Freunden trafen. Die Decke blieb bei mir und sie wurde meine.
Ich zog oft um, mistete aus und warf vieles weg, da ich immer auf engem Raum lebte und sorgfältig auswählen musste, was ich mitnehmen wollte. Die Graublaue kam immer mit. Sie tröstete mich nachts und wärmte mich in kalten Wintern in schlecht isolierten Wohnungen. Sie urteilte nie über mich, akzeptierte mich so chaotisch, wie ich war, und war immer da, wenn ich Trost brauchte.
Allmählich wurde das Leben heller, bekam eine gewisse Struktur. Ein fester Job, ein attraktiver Freund. Eine Wohnung mit unseren Namen an der Tür und eine Katze, die wir über eine Anzeige im Internet kauften. Plötzlich waren wir zwei, die Anspruch auf die weiche, glatte Tagesdecke erhoben – die Katze und ich. Sie riss mit ihren Krallen Fäden aus dem graublauen Baumwollsamt, wenn sie schnurrte und ihre Pfoten ausstreckte, doch ich verscheuchte sie selten. Sie versah meine ständige Begleiterin nur mit noch mehr Erinnerungen und Patina. Und als ich ein paar Jahre später ein Kind bekam, stillte ich oft im Liegen, mit der locker zusammengerollten Graublauen als Stütze im Rücken.
Trends kamen und gingen. Ich richtete die Wohnung in den aktuellen Farben ein und tauschte Einrichtungsgegenstände häufiger aus, nun, da ich erwachsen war und finanziell besser gestellt. Ich war der Dinge schnell überdrüssig, genau so wie in jüngeren Jahren, doch meine graublaue Tagesdecke durfte bleiben. Oft lag sie zusammengefaltet am unteren Ende des Bettes, doch manchmal landete sie auf dem Sofa zwischen Fläschchen, Spielzeug und Baby-Spucke. Sie war ein wenig zu groß für die Wäsche in meiner Maschine, doch das war mir egal. Unsere Beziehung war heilig.
Jetzt ist es schon viele Jahre her, dass wir uns zum ersten Mal trafen, die Graublaue und ich, doch zwischen uns hat sich nichts verändert. Die Kinder sind groß, fast schon erwachsen und selten zu Hause. Ich dagegen verbringe immer mehr Zeit mit mir alleine und das gefällt mir ganz gut. Mein Zuhause ist hell und warm, geprägt von zeitlosen Materialien und klassischem Design.
Jedes Ding hat seinen Platz. Manchmal streiche ich mit der Hand über meine Tagesdecke, denke dabei häufig an meine Freundin und fühle die Struktur unter meinen Händen. Ich lasse die Finger über die Erhebungen gleiten und ziehe an den nun kaputten Baumwollfäden, die hier und da herausstehen. Die Erinnerungen kommen über mich, ich denke daran, wie wir in unserer Jugend in meiner kleinen Küche im Stadtteil Söder tanzten und an den Tag, an dem ich keine sauberen Handtücher hatte und mich in die Graublaue einwickeln musste, um mich abzutrocknen. An meinen ersten Kuss mit meinem Mann und dann an die Kinder, die viel Freude an der Graublauen hatten, wenn wir sie als Picknickdecke oder Zelt benutzten.
Du und ich, ich und du, auf den verschlungenen Pfaden des Lebens.
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Text: Lotta Gray